Können Frauen ejakulieren?
von Carolyn A. Gerdes, Ph.D.
Übersetzt von Frank
Senne
Erwähnen
sie das Wort Ejakulation und das Bild eines männlichen Samenerguss drängt sich
unweigerlich auf. Doch auch viele Frauen erleben ein Ausschießen von
Flüssigkeit aus der Harnröhre im Augenblick des Orgasmus. Seit Jahrhunderten
gibt es schriftliche Berichte über Frauen die eine solche Ejakulation beim
Orgasmus erleben. Warum dies so ist und der Ursprung der Flüssigkeit, wird von
Wissenschaftlern, Ärzten und Forschern seit langem hitzig debattiert. Obwohl
die meisten Fälle weiblicher Ejakulationen auf die direkte Stimulation des
G-Punkts zurückgehen, gibt es ebenfalls viele Frauen, die diese auch bei
anderen sexuellen Aktivitäten, wie Cunnilingus oder manuelle klitorale
Stimulation, erleben.
Viele Frauen verspüren häufig den Drang zu ejakulieren, unterdrücken dies
jedoch aus Angst, das Urin ausgestoßen werden könne. Chemische Analysen der
ejakulierten Flüssigkeit haben jedoch eindeutig klären können, dass die
chemische Zusammensetzung der des männlichen Prostatasekrets sehr ähnlich ist
und es keine chemische Ähnlichkeit mit Urin gibt. Besonders wichtig zu bedenken
ist jedoch, das nicht alle Frauen zu einer Ejakulation fähig scheinen. Selbst
unter diesen, die ejakulieren, passiert dies nicht bei jedem Orgasmus. Des
weiteren kann die Menge der Flüssigkeit variieren, von einigen wenigen Tropfen,
bis hin zu mehreren Esslöffeln.
Obwohl in den vergangenen 50 Jahren viel über die körperlichen Funktionen des
Menschen entdeckt wurde, so bleibt doch ein beträchtlicher Teil den wir nicht
verstehen. Dies gilt um so mehr, wenn wir die sexuelle Physiologie des Menschen
betrachten. Das Thema der weiblichen Ejakulation ist nur ein Bereich der
menschlichen Sexualität, die uns nach wie vor Rätsel aufgibt. Anfang bis Mitte
der 80er Jahre wurde dem Thema weibliche Ejakulation, sowohl von Seiten der
Sexualforscher, wie auch der Boulevardpresse, große Aufmerksamkeit gewidmet.
Dennoch hat diese Popularisierung des Phänomens nicht zur Verbreitung
allgemeingültiger Fakten geführt. Sogar noch heute wird für Bücher und
Videos geworben, die Frauen versprechen sie könnten dadurch lernen zu
ejakulieren. Derartige Werbung sollte mit einer gehörigen Portion Skepsis
betrachtet werden, da die physiologischen Mechanismen, welche die Ejakulation
steuern, immer noch nicht vollständig verstanden werden.
Eine weit verbreitete Fehlinformation ist, das es sich bei der weibliche
Ejakulation um Urin handele, der durch die Kontraktionen der Beckenmuskeln beim
Orgasmus, aus der Harnblase "herausgepresst" wird. Viele Frauen die
sexuell erregt sind (besonders während der direkten Stimulation des G-Punkts)
haben das Gefühl, das sie die Kontrolle über ihre Blase verlieren könnten und
unterdrücken deswegen ihr Lustempfinden, um derartige "Unfälle" zu
verhindern. Obgleich es bei einigen Frauen, bei sexueller Aktivität, zu einem
Verlust der Kontrolle über die Blasenfunktion kommen kann, handelt es sich in
der Majorität aller Fälle um das Freisetzen von Flüssigkeit aus den
Skene'schen Drüsen. Bei den Skene'schen Drüsen handelt es sich um kleinste
Gefäße innerhalb der Vagina, nahe der Mündung der Blase in die Harnröhre.
Diese Drüsen sind ähnlich der männlichen Prostata und das produzierte Sekret
ist chemisch eng mit der prostatischen Flüssigkeit verwandt. Es scheint, das
einige Frauen größere Mengen dieser Flüssigkeit in diesen Drüsen produzieren
als andere, was die Variationen, von Frau zu Frau, in der Menge des
ausgestoßenen Ejakulats und dessen Auffälligkeit, erklärt.
Ob es Frauen möglich ist das ejakulieren zu erlernen, ist nach wie vor
ungeklärt und bedarf der weiteren Forschung. Doch sollte es nicht zu einer
Fixierung auf ein bestimmtes Ereignis (oder das Fehlen eines solchen), wie zum
Beispiel die weibliche Ejakulation, bei sexuellen Aktivitäten kommen. Das hehre
Ziel des Sex sollte die dadurch erreichte Lust sein und nicht die Fixierung auf
einen gewissen Punkt oder Ereignis. Obwohl oftmals schwierig, der beste Weg ein
erfülltes Liebesleben zu genießen, ist das Gespräch mit ihrem Partner und die
Offenheit gegenüber neuen sexuellen Erfahrungen.
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